LEIDER KEIN FOTO FÜR DICH, ABERDEEN
Am ersten schottischen Tag habe ich 125 km zurückgelegt, was eine Freundin vor Ort anscheinend als halbe Weltreise betrachtet, denn sie bewunderte mich dafür.
Hallo? Was sind denn bitte 125 km? Auch auf schottischen Straßen hat man da unendlich viel Zeit, Stopps für Spaziergänge, Snacks und in die Gegend gucken einzubauen.
Gut, ich habe die Kilometerchen noch an Dortmund-Stau-Düsseldorf-Flughafen-Check und -in-Warten-Flug-nach-Edinburgh angehängt, aber es ist doch machbar.

Schottisches Frühstück! Da wird jetzt jeder Schottland-Fan aufhorchen und die Geschmacksnerven auf „cooked breakfast“ programmieren, aber nicht so ich. Als Vegetarierin bleibt mir vom Scottish Breakfast immer sehr wenig übrig. Ich will jetzt gar nicht aufzählen, was ich davon nicht mag und gebe als Beispiel nur Tomaten und Eier. Damit ist eigentlich alles klar.
Vegetarische Varianten findet man auch immer mehr auf den Menükarten, aber ich brauche das nicht. Für Schottland-Neulinge hier der Hinweis, dass es so gut wie nie ein Frühstücksbuffet gibt. Es wird serviert, egal wie lange das dauert. Jedes Ei wird vom Koch zelebriert. Auf den Tischen finden sich meistens Frühstücksmenükarten, was bei uns unüblich ist. Davon kann man auswählen, was zum persönlichen cooked breakfast gehören soll. Oder man bestellt einfach Full Scottish Breakfast und bekommt ein Sortiment der Klassiker von der Küche zusammengestellt. Das ist die einfache Variante. Was alles dazu gehört? Nun, im Wesentlichen so wie beim Full English Breakfast, aber unterstehe dich, das zu bestellen 😊. Übrigens habe ich mal in Südengland ein Full English Breakfast inklusive Porridge mit Whisky bekommen. Zum Niederkien! Darauf warte ich in Schottland schon die ganze Zeit, dass das mal auf der Karte steht. Wahrscheinlich aber wird der Schotte sagen, dass es eine Freveltat mit Höchststrafe ist, das heilige Destillat in Porridge zu schütten.
Nun geht es aber los, weiter entlang der Ostküste, heute bis Aberdeen. Und ich möchte eines vorwegnehmen und es mit den Worten von Heidi Klum in Germany´s next Topmodel sagen (und ich schwöre, ich habe das nur E I N M A L gesehen!): „Aberdeen, ich habe heute leider kein Foto für dich. Du musst diese Show verlassen.“

Natürlich habe ich zumindest ein Foto von Aberdeen, wenn auch bei Regen. Doch auch bei Sonnenschein hätte ich keine andere Wertung abgeben können. Mir gefällt es einfach nicht. Vor vielen Jahren habe ich dieses Urteil schon einmal abgegeben, aber jeder verdient eine zweite Chance. Damals hatte ich eine Gruppe dorthin begleitet, und ich erinnere mich an genau zwei Dinge: Eine lange Reihe Treppen im Bogen mit viel Blumenschmuck und einen Kiltmaker, der uns zeigte, dass man für einen Kilt 7- 8 m Stoff benötigt. Doppelt gelegt. Dann gibt es noch speziellen Winterstoff, der natürlich recht schwer ist. Mir gab er zum Test einen Herrenkilt in Wintervariante, der mich ein wenig in die Knie zwang. Ganz schön schwer.
Das war damals Aberdeen.
Man nennt es Granite City, und jetzt darfst du dreimal raten, woher der Beiname kommt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass bei Sonne und blauem Himmel der Granit auch schön silbern schimmert, aber heute war das eben nicht der Fall. Auch wirkt so ein Gebäude wie das Marischal College wie aus Legosteinen.

Wenn die architektonischen Schönheiten und ein mich begeisterndes Flair fehlen, dazu das Wetter nicht so prickelnd ist, dann bleibt einem ja noch Shopping. Leichte Begeisterungsausbrüche kann dann eine meiner Lieblings-Fashion-Ketten hervorbringen. Charity-Shops besuche ich auch immer gern. Davon gibt es auf der Insel jede Menge. Manchmal kann man dort sogar zum Schnäppchenpreis komplett ne