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AutorenbildGabi Quiatek

SPEKTAKULÄRES IN EHINGEN

Zunächst einmal mag so mancher fragen: "Ehingen? Wo ist das denn?"



Das haben sich meine Reisegäste auch gefragt, aber dennoch vertrauensvoll meine Silvesterreise gebucht, die in diesem Jahr dort den Standort hat. Ehingen liegt etwa 25 km südwestlich von Ulm. Aha, im Schwabenländle also.


Wir unternehmen einen Stadtbummel zum Thema "Narrheiten und Torheiten" und erfahren, dass man hier die Alemannische Fastnacht hochleben lässt, was es wirklich bedeutet, ein Narr zu sein, oder besser gesagt, im Mittelalter gewesen zu sein, und dass man hier viel Bier braut.

Über letzteres gibt's am Abend beim Bierseminar in unserem Hotel noch ordentlich Nachschub an Wissen und vor allem praktischer Übung.

 

Doch zurück zum Stadtrundgang. Obwohl uns bei 4 Grad, aber gefühlt Minus 4 Grad, langsam Hände und Füße einfrieren, laufen wir tapfer alle Ecken, Brunnen und Kirchen ab.



An der Frauenkirche hockt jemand vor einem Zaun und hantiert an einer kleinen Blechbüchse herum.

Ich weiß genau, wer das ist: Ein Mitreisender ist Geo-Caching-Fan und hat wieder ein Teil für seine Logbuch-Sammlung gefunden. Da ich es immer spannend finde, ob er nun ein Röhrchen im Baum, ein Kästchen unterm Stein oder eine Box im der Hecke erspäht hat, nähere ich mich und mache erstmal ein Foto.

Hinter mir flüstert eine besorgte Stimme, ich solle nicht dahin gehen: "Vorsicht, Gabi, nicht! Bleib da weg!" Eine Mitreisende erkennt nicht sofort unseren Geo-Cacher und kennt vor allem nicht dessen Hobby, sondern sieht nur jemanden Geheimnisvolles in einer Blechkiste kramen. Das könnte ein Dealer sein, oh Schreck! Am heiligten Tage an der Kirche in dieser beschaulichen Kleinstadt.



Ich muss wirklich laut lachen und kläre das Missverständnis auf.

Gut, dass sie nicht noch vor meiner Aufklärung gesehen hat, wie er über den Zaun in die Nadelbaumhecke gesprungen ist, weil der Deckel von der Box abgefallen und in einen tiefen Graben gefallen war.

Das wäre die passende Flucht gewesen.

Eine gemächliche Stadtführung kann also durchaus noch mit Spektakulärem ein, wenn auch unfreiwilliges, Highlight bekommen.

 

Ehingen ist ansonsten wirklich gemütlich und bietet einige schöne Gebäude, aber besonders die Brunnen sind sehenswert und strotzen nur so vor Bedeutung und Sinngebung. Da geben sich Narren, Eulenspiegel, Esel, Ziegenböcke und unheimliche Gestalten ein Stelldichein. Am Ende sind es irgendwie alles Narren, da damals entweder für dumm befunden, verwirrt, verpeilt, aber auch den Hoheiten unangenehme Wahrheiten zuflüsternd.



Der Abend bringt noch mehr Erlebnis. Das Hotel Adler, in dem wir sehr gut untergebracht sind, hat eine Brauer-Tradition. Noch fünf Brauereien sind heute in Ehingen tätig.



Wir bekommen Hefeweizen mit weniger Hefe als üblich. Hier spricht nun der absolute Bier-Laie, denn mir hat das Gebräu leider noch nie geschmeckt. Dennoch will ich dem Ehinger Bräu eine Chance geben und schließe mich tapfer der Allgemeinheit an.

Dann gibt es ein Pils, ein Weihnachtsbier und ein Bier mit Stachel, oder so ähnlich.

Auf jeden Fall ist das nun wirklich spektakulär. Unser Bierbotschafter kommt gar mit einer Art Bunsenbrenner daher und hat noch eine Stahlkugel am Holzstab im Schlepptau.



Nur am Rande sei bemerkt, dass das Restaurant des Hotels komplett mit Holz ausgekleidet ist, von Boden bis zur Decke. Und jetzt fällt mir auf, was die Atmosphäre und das Holz so besonders macht: Es sieht abgeflämmt aus! Ha! Gab also schon viele Bier-Tastings mit Bunsenbrenner-Einsatz.

Spass beiseite, wir sind alle safe und staunen über die Bier-Akrobatik.

Nachdem die Stahlkugel ordentlich heiß gemacht ist, wird sie ins Bier gesteckt, gestachelt, oder was auch immer man dazu sagt. Ein interessantes Bild entsteht im Bierglas, der Schaum wird wie Creme, steigt noch etwas höher, um dann eine Rauchwolke auszustoßen.



Jetzt kommt das Trink-Erlebnis, und ich muss sagen, es schmeckt gut.

Eigentlich habe ich durch die Aktion warmes Bier erwartet und dachte mir noch, dass ich dann wenigstens einer Erkältung vorbeuge, denn die ist nach dem eiskalten Tag nicht unwahrscheinlich, aber das Bier bleibt kalt.

 

Mein Fazit daraus zum Schluss, wobei Fazits natürlich immer die Angewohnheit haben, zum Schluss zu kommen: Fehlt es deinem Bier am Schaum, nimm den Bunsenbrenner zur Hand und eine Kugel, und schon ist die Sache geritzt, ähm, gedampft.

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