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BURGEN UND WHISKIES - DER WEG VON GEISTERN ZUM GEIST

Der Weg von Geistern zum Geist ist nicht sehr lang, aber mit vielen Schlaglöchern versehen, denn die Single Track Roads in der Region Speyside (und sicher nicht nur dort) erfordern schon eine Portion Aufmerksamkeit, und so bleibt aber auch der eigene Geist fit.

 

Mein Weg führt heute von Aberdeen über Castle Fraser und einige Whiskydestillen nach Aberlour. Ich kann nicht anders als vorwegnehmen, dass ich hier eine wundervolle Unterkunft als Empfehlung habe, doch dazu später mehr.



Castle Fraser liegt quasi um die Ecke.

Ich erreiche die Burg kurz nachdem sie geöffnet hat. Es ist Sonntag früh, sehr kalt und dementsprechend kaum Menschen auf dem Gelände, was mich nicht im Geringsten stört. Schon aus der Ferne ist zu erkennen, hier handelt es sich um den für Schottland typischen Baronialstil. Was ist das denn nun wieder? Ich nenne es mal simpel die schottische Variante der europäischen Neugotik, und die gehört ins 19. Jahrhundert. Man sieht noch ein für Schottlands Burgen typisches Tower House, einen Wohnturm, wie er im 16. Jahrhundert (und teils früher) gebaut wurde. An diesem sind Elemente zu erkennen, die aufzeigen, dass man sich durch etliche Jahrhunderte auf Verteidigung einstellen musste. Als man allmählich an Friedenszeiten glauben konnte, gestaltete mancher Laird seine Burg um. Elemente, die zwar immer noch an Wehrhaftigkeit erinnern, waren nur noch dekorativ. Hinzu kamen Türmchen, Zinnen, Treppengiebel und unterschiedlich hohe Dächer. Die schottische Burg wurde im 19. Jahrhundert innen mit dem Komfort der damaligen Zeit ausgestattet, und zwar gern im neugotischen Stil, also einem Mix aus allem, was es bereits früher einmal gegeben hat. Von außen blieb der Eindruck einer Burg aus dem 16. Jahrhundert.

So sieht es auch bei Castle Fraser aus.


Ich laufe auf das Gebäude zu, am deutlich ausgeschilderten Entrance vorbei und lande im Shop, wo mich Jamie Fraser, der Held aus Outlander, begrüßt. Hätte ich´s mir doch denken können, dass hier die Sucht der Serienfans gestillt wird mit diversen Accessoires, hauptsächlich für die Damenwelt. Diese Strickwaren à la Claire Fraser sind auch wirklich schön, aber das kann man doch schnell selbst stricken.

Was ich an den Schotten so sehr schätze ist, dass es immer jemanden gibt, der eine ver(w)irrte Touristin wie mich wieder helfend in die richtigen Bahnen schiebt, sprich, mir zeigt, wo der Eingang ist. Und das mit noch weiteren Erklärungen, um das Gespräch ein wenig auszuschmücken.

Er lädt mich ein, am Ende meiner Besichtigung noch einmal in den Shop zu kommen, denn erst wenn ich alles gesehen habe, macht der Besuch im Souvenirshop Sinn. Soviel Nettigkeit bringt mich sofort dazu, ihm eine Broschüre über Castle Fraser abzukaufen. Da werden sich die anderen in meinem Bücherschrank aber freuen, dass sie wieder einen neuen Nachbarn bekommen, der dann auch vor sich hinstaubt. Mittlerweile habe ich mir angewöhnt, sie meinen Kunden, die eine Schottlandreise buchen, zu leihen oder zu schenken, je nachdem wie meine Laune am Buchungstag ist. Ich entstaube sie sogar vorher.



Da ich heute wahnsinnig viel Zeit habe, nehme ich mir die Burg ganz genau vor. Immerhin stehen in jedem zweiten Raum auskunftswillige Mitarbeiter, die einen herzlich begrüßen und in ein Gespräch verwickeln. Das nutze ich gnadenlos aus.

Das Gespräch mit Maureen in der großen Halle beginnt damit, dass sie mir rät, Mütze und Schal nicht abzulegen, da es entsetzlich kalt ist. Als ich zustimme, geht es los. Ob ich schon einmal in Castle Fraser gewesen wäre. Genau darauf habe ich gewartet und antworte mit nein, denn ich möchte ja ihr ganzes Repertoire hören. Natürlich weiß ich, was eine solche Great Hall für eine Funktion hatte. Versammlung, Meeting, Empfang, Austausch. Und damit sind wir schon bei der ersten spannenden Sache, dem Laird´s Lug, das Ohr des Hausherren. Knapp unter der Decke ist ein grauer Stein ins Gemäuer eingelassen. Dahinter liegt ein Hohlraum, der von der oberen Etage aus zu begehen war. Darin hockte der Laird, um zu lauschen was unten gesprochen wurde. Man wusste ja nie, was einen erwart