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ADVENT IN KENT

Zum Advent solltet Ihr mal was ganz anderes machen als die klassischen deutschen Weihnachtsmärkte zu besuchen. Deswegen empfehlen wir euch eine Kurztour in die englische Grafschaft Kent. Wir haben es erprobt.

Kent nennt sich auch der "Garten Englands". Na klar, im Dezember ist natürlich nicht viel mit dem was man sich unter Garten vorstellt.



Aber die Anwesen, die viel Garten drum herum haben, warten mit anderen Schönheiten auf. Leeds Castle, das imposante Wasserschloss, wird festlich dekoriert. Wie war wohl Weihnachten zur Zeit als der Tudor-König Heinrich VIII hier seinen Festbraten verspeiste? Um der Wahrheit gerecht zu werden, wird es nicht nur einer gewesen sein, sondern wahrscheinlich gleich eine ganz Wildschweinherde, denn der König hatte einen äußerst üppigen Speiseplan. Nicht zu vergessen die ganzen Schwäne, auf die man im damaligen Zeiten als Delikatesse schwor.

Von nichts kommt nichts, Heinrich war ja auch nicht gerade als Gazelle bekannt.


Noch mehr Wahrheit verrät dann, daß Heinrich gar nicht so oft in diesem Schloss weilte. Ein wichtiges Mal ist verbrieft, als es für ihn Zwischenübernachtungsort auf dem Weg nach Frankreich war. Ein Treffen mit einem mächtigen Zeitgenossen, Francois I, stand an, also wurde noch einmal pompös in England genächtigt, ehe es ins ungeliebte Nachbarland jenseits des Kanals zum königlichen Kräftemessen ging.



Leeds Castle war ansonsten das gesamte Mittelalter über Wohnsitz von sechs Königinnen. Ein echtes Frauenschloss also. Heinrich VIII hat es dann noch einmal aufwändig renoviert, um einige Kaminsimse erweitert und sogar einige Liebessymbole angebracht. Gedacht war das für seine Noch-Ehefrau Katharina. All das in dem Jahr, in dem dann eigentlich schon alles vorbei war und die Rivalin im nicht weit entfernten Hever Castle schon in den Startlöchern stand.

Wie schon vor langer Zeit leben auch heute noch schwarze Schwäne auf dem Schlossgelände. Und zwar nicht wenige. Mein erster, den ich erblickt hatte, wurde gleich mehrfach fotografiert, so aufgeregt war ich. Nur um danach festzustellen, daß hinter der nächsten Ecke noch etliche mehr herumwatschelten. 



In Hever Castle, einem ganz bezaubernden Anwesen, wuchs des wuchtigen Monarchen zweite Frau, Anne Boleyn, auf. Hier ist es so richtig gemütlich und beinahe lauschig, obwohl auch nicht wirklich klein. Ein äußerst  engagierter Mitarbeiter schwärmte mir schon von der adventlichen Festbeleuchtung vor. Wir sollen unbedingt bei Einbruch der Dunkelheit kommen. Ach was!? Ein wirklich guter Tipp.

Man betritt das Schloss durch wehrhafte, dicke Mauern und findet dahinter ein Fachwerkgebäude. Das hätte ich nicht erwartet - ein Überraschungsmoment. Im Innern sieht alles so aus als würden die Bewohner gleich wiederkommen. Und im Schlafgemach steht dann Heinrich zwischen zwei Frauen. Die Szene zeigt, daß er beide Boleyn-Schwestern ins Auge gefasst hatte, sich dann aber letztlich dauerhaft für Anne entschied. Aber was heißt schon "dauerhaft"?  Große Liebe, 9 Monate Schwangerschaft, Geburt eines Mädchens, und das war´s dann auch schon mit der Dauerhaftigkeit. Anne fand ein kopfloses Ende nach nicht allzu langer Ehe.


Last, but not least, werden wir Canterbury besuchen. Und da wohnen wir dann auch für vier Nächte. Die gruseligen und blutigen Momente der englischen Geschichte werden euch auch hier nicht in Ruhe lassen, denn in der Kathedrale zu Canterbury, Mutterkirche der Anglikaner und Sitz des wichtigeren Erzbischofs von zweien, fand einst ein grausamer Mord am Altar statt.

Was für eine Geschichte!

Der König macht seinen Kumpel zum Erzbischof in der Hoffnung, ihn nach seinem Gutdünken lenken zu können, doch der zum Kirchenoberhaupt aufgestiegene Thomas Becket denkt nicht dran.

Durch eine möglicherweise missverstandene Aussage des Königs bringen seine Gefolgsleute Becket dann um.

Auf dem Boden der Kathedrale erinnert daran ein schlichtes "Thomas".

 

Liebesgeschichten und Morde liegen hier eng beieinander. Da soll einem noch der Glühwein schmecken. Tut er aber.

Und noch besser ist das Gin-Tasting in der Anno-Destille. Es dauerte ein wenig bis wir sie gefunden hatten, da wir sie nicht in einer Art Garage im Industriegebiet vermutet hatten, doch die Suche hat sich gelohnt.

In einem späteren Blogpost möchte ich gern über das dann folgende unfreiwillige Gelage berichten.




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