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Gebrauchsanweisung für Schottlandreisen(de)

Teil 2 | Anreise, Fortbewegungsmittel, Wetter und Gepäck
 

Nachdem ich in Teil 1 berichtet habe, wie man seine Schottlandreise plant, mit welchen Entfernungen zu rechnen ist, wie man diese einschätzt und ob man viel oder wenig fährt, widme ich mich in Teil 2 der Frage, wie man am besten hinkommt und was man alles nicht mitnimmt. Sorry..... mitnimmt.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob Du mit dem eigenen Auto und Fähre anreisen möchtest oder fliegst und einen Leihwagen nimmst.

Die Ruhrgebietler und Niederrheiner können natürlich gut krähen, sie haben die Niederlande fast vor der Haustür und damit eine wunderbare Anbindung mit der Nachtfähre der DFDS Seaways von Ijmuiden bei Amsterdam bis nach Newcastle-upon-Tyne in Nordengland. Wer Teil 1 mit der akribischen Zeitnotiz meiner Freundin gelesen hat weiß, dass man dann bis kurz hinter Edinburgh noch ungefähr 2 Std. und 57 Min. braucht.

Wenn da nicht unterwegs noch diese wundervolle Region Northumberland wäre, die so viele tolle Dinge bietet wie die Seefestung Bamburgh Castle, die Harry-Potter-Filmlocation Alnwick Castle, einige Reste des Hadrianswalls, die hübschen Orte Hexham oder Corbridge und die Insel, oder bei Ebbe Nicht-Insel Holy Island mit dem Kloster Lindisfarne. Hier überfielen im Jahre 793 die Wikinger die Mönche des Klosters und begannen mit der Plünderung, Brandschatzung und später Besiedelung der britischen Insel (zumindest eines Teils davon). Wie sich die Zeiten ändern, heute bringt die DFDS, eine Reederei unter Wikinger-Leitung, sorry, dänischer Leitung, friedliebende Touristen ins Land.

Mit dieser Nachtfähre bist Du gut 16 Stunden unterwegs, von 17:30 h bis 10:15 h am nächsten Morgen (MEZ). Wer aus dem Süden, Osten oder Norden Deutschlands mit dem eigenen Wagen anreist, muss schon gut überlegen, ob sich die Kilometer nach Ijmuiden lohnen.

Der Vorteil der Nachtfähre ist für mich zunächst, dass ich meinen eigenen Wagen dabei habe und alles mit Gepäck voll-müllen kann wie ich will, doch zum Thema Gepäck komme ich später noch. Wichtiger ist möglicherweise sogar, dass ich am Ende nahezu grenzenlos viel mit nach Hause bringen darf.

Informiert Euch auf den Seiten des Britischen Zolls über die Zollvorschriften (Weiterleitung auf eine fremde Seite, für dic ich keine Verantwortung übernehme). Und zurück nach Deutschland findet Ihr die Infos beim Deutschen Zoll (dito Fremdseite...).

Es gibt doch tatsächlich in Schottland diese verflixt schönen Geschäfte, aus denen ich bereits eine Riesen-Wohnzimmeruhr retten musste, mehrere Decken, Kerzenhalter, Tassen, Kannen mit Hochlandrindmotiven, Bilder, Kissen, ein Bücherregal, traumhafte Rosen und eine Möchte-Gern-Fuchsienhecke. Das mit den Pflanzen geht meines Erachtens freilich jetzt nicht mehr, ist aber auch nicht schlimm, sie würden bei mir sowieso wieder eingehen. Ich war dem Irrglauben aufgesessen, wenn die in Schottland so toll wachsen, dann werden sie in meinem Garten erst recht das Paradies haben, aber sie mochten es gar nicht. Sie wollten ihren Highland-Boden mit Golfstrom und können mit Dortmunder Erde einfach nichts anfangen. Ich fürchte, ich habe sie umgebracht und leide heute noch darunter, darf aber dennoch frei in Schottland einreisen.

 

Doch zurück zur Fähre. Sie sollte so früh wie möglich gebucht werden. Aktuell geht das bereits für das gesamte Jahr 2024. Hoffe nicht auf kurzfristige Schnäppchen, die Zeiten, wo nicht ausgelastete Fähren oder Flieger ihre Plätze verschleudern, sind längst vorbei.

Da wir gerade vom Buchen sprechen, würde ich mich natürlich freuen, wenn Du die DFDS über mein Reisebüro buchst. Dieser Blog ist für Dich kostenfrei und wird es bleiben, aber vielleicht unterstützt Du uns durch Deine Buchung, die bei uns keinen Cent mehr kostet als bei DFDS direkt. So können wir nachhaltig unseren Status als Ausbildungsbetrieb aufrecht erhalten und uns nebenbei auch noch nett über Schottland unterhalten. Ich schließe mich hier gern Melli von MELLI´s SCHOTTLANDABENTEUER an, die auch immer so nett darauf hinweist, wie wichtig es ist, Familienunternehmen zu unterstützen.

Du kannst vorab Essen auf der Fähre buchen, das ist preiswerter als an Bord. Das Frühstück ist ein gutes, reichhaltiges Buffet, und auch das Abendbuffet kann sich sehen lassen. Geschmäcker sind natürlich, wie immer, auch hier unterschiedlich, aber es ist sehr ordentlich. Du kannst auch à la carte essen im North Sea Bistro, wo man dann nett bedient wird und allgemein eine ruhigere, angenehme Atmosphäre hat. Eine Theke mit Keksen und gg.falls Sandwiches gibt es auch.

Auch zum Frühstück kann man es sich nochmal ein wenig schöner arrangieren, wenn Ihr direkt eine Commodore-Kabine bucht. Die ist dann etwas größer und manche auch ein wenig schöner, obwohl ich es auch schon anders erlebt habe. Die Schiffe werden wohl aktuell über den Winter renoviert.

W-Lan ist dann inklusive und Frühstück auch. Dieses wird in einem separaten Raum eingenommen, den ich sehr schön finde. Es sind weniger Leute da und alles ist noch ein wenig ansprechender dekoriert, man bekommt noch mehr Appetit. Auch wenn Du keine Commodore-Class gebucht hast, kannst Du ein Frühstücks-Upgrade anfragen, wobei ich festgestellt habe, dass die polnische Kellnerin auf der Princess Seaways da gnadenloser ist als ihre Kollegen auf dem King Seaways.

 

Dein Hund darf mit auf die Fähre, und wer es noch gar nicht mitbekommen hat, eine Quarantäne für Haustiere gibt es schon lange nicht mehr. Bestimmte, aber einfache Voraussetzungen sind hier zu erfüllen. Einen Heimtierausweis hat die Fellnase ja bestimmt? Und Du hoffentlich einen gültigen Reisepass, sonst wird Dich der freundliche Zöllner nicht fragen, wohin Du reisen möchtest, sondern Dir zeigen, wo bei deinem Wagen der Rückwärtsgang ist.



Und wenn Du nun Dein Auto vollgepackt hast mit Essen von zu Hause? Dann verzehrst Du das halt auf der Kabine. Man hört zwar vereinzelt von Zöllnern, die einem das geschmierte Leberwurstbrot einkassieren, aber mir ist das noch nie passiert, auch nach Brexit nicht. Und wenn es so wäre, dann bekommt es schnell noch der Hund, der liebt bestimmt Leberwurst wie verrückt. Du hast keinen Hund? Ok, das ist jetzt ein bisschen unbritisch, aber nobody is perfect. Hunde sind sehr willkommen auf der Insel.

Zum Thema "Essen mitnehmen" noch eine kleine Randbemerkung: Schottland hat tolle Supermärkte, kleine Läden und Farmshops, und man soll es kaum glauben, hier gibt es alles. Es droht kein Verhungern. Preise? Joa, oft höher als bei uns, aber ich kann nicht behaupten, ich hätte mir später zu Hause nichts mehr erlauben können.

 

Einige meiner Kunden möchten keine Nachtfähre und lieber über den Kanal die Kurzstrecke wählen. Die Gründe? Sag Du es mir. Seekrankheit? Kann sein. Nachtfähre zu teuer? Ja, sie ist nicht billig, besonders nicht im August. Rundreise noch inklusive England? Absolut nachvollziehbar. Bei Seekrankheit empfehle ich dann aber auch, den Tunnel zu passieren. In 35 Minuten bist Du von Calais aus auf der Insel, hast sofort einen Autobahnanschluss und kannst losdüsen.

Schau Dir aber nochmal genau die Karte an, es sind schon viele Kilometer, wobei ich bereits in Teil 1 erwähnt habe, dass mancher auch locker durch Deutschland seine 1000 km macht, um vom Meer in die Berge zu kommen oder umgekehrt.

(Die Karte ist wieder einmal von © Googlemaps)

 

Nun entscheidest Du dich also gegen eine zeitintensivere Reise mit dem eigenen Wagen und möchtest fliegen. Auch hier ist wieder der NRWler ganz vorn dabei mit den besten Flugverbindungen. Düsseldorf oder Köln - Edinburgh mit Eurowings nonstop in ca. 1 Stunde 45 Minuten. Da wird Dir oben in der Luft schnell ein Käffchen verkauft, die Stewardessen schaffen es mit Ach und Krach, die leeren Becher wieder einzusammeln, kriegen die Sonderangebote nur noch knapp an den Passagier, und schon landest Du wieder. Fast so schnell geht es auch von Frankfurt nonstop mit Lufthansa und etwas weniger oft ab München mit Lufthansa nonstop. All das gilt für die Hauptsaison, und natürlich kann man auch nach Glasgow fliegen oder mit Loganair dann weiter nach Inverness, zu den Orkney Inseln oder den Hebriden.

Ansonsten sind die anderen deutschen Flughäfen nicht so gut mit Schottland verbunden. Du musst umsteigen, was aber auch kein Hexenwerk ist.

Ha! Erwischt hast Du mich. Hamburg und Berlin sind mit Edinburgh durch Ryanair und Easyjet verbunden. Kann man machen, ich hab´ da nur durch das Billig-Image was gegen, das ich aber auch nicht fundiert begründen kann. Vielleicht teilst Du gern Deine Erfahrungen damit in den Kommentaren.

Allerdings sind Airlines wie Eurowings und Lufthansa auch keine Engelchen, die mit grenzenloser Verlässlichkeit glänzen. Es ist in 2023 schon besser gewesen, ich möchte aber nicht an 2022 denken, wo fast alles drunter und drüber ging. Wohl dem, der bei uns eine Komplettreise gebucht hatte, der war mit erreichbarer Hilfestellung gut unterstützt.

Au Mann, schon wieder Werbung, ich kann´s nicht lassen und auch nicht versprechen, mich zu bessern.

 

Wer nun umweltbewusst reisen möchte und auf Flug und Fähre verzichtet, der geht am besten zu Fuß. Googlemaps gibt da lustige 150 Stunden an, schließt aber auch wieder eine Fähre ein, denn wie Moses das Wasser teilen oder losmarschieren wie vor Jahrmillionen, als Großbritannien noch mit uns verbunden war, das klappt einfach nicht.

Oder nein, halt! Da gibt es ja noch die Bahn. Ich mag´s eigentlich gar nicht vorschlagen, da ich es einige Male ausprobiert habe und insgesamt 3x auf Umwegen in Edinburgh ankam wie im Trance. Was macht man nicht alles, wenn der liebste Ehemann von allen nicht fliegen will?!



Das geht dann so, falls Du aus dem Ruhrgebiet kommst: Thalys (demnächst unter Eurostar) von Dortmund nach Brüssel, viel Zeit zum Umsteigen einkalkulieren, da Zoll- und Sicherheitskontrolle wie am Flughafen. Dann mit dem Eurostar nach London King´s Cross. Dort den Bahnhof wechseln (St. Pancras ist aber direkt nebenan), mit LNER oder was es sonst noch für Firmen gibt weiter nach Edinburgh. Dauer offiziell mit genügend Umsteigezeit und evtl. noch einem Mittagssnack in London: von 4:57 h bis 17:20 h (MEZ). Die Realität für uns war: Ankunft um 22:12 h (MEZ) nach etlichen ausgefallenen Zügen und dauernden Verspätungen. Aber vorbei an Peterborough, Doncaster, York, Durham war auch schön. Newcastle und Berwick-upon-Tweed müssen theoretisch auch da gewesen sein, es war aber schon dunkel und nicht zu erahnen. Außerdem waren unsere Äuglein erschöpft.

Du merkst schon, die Bahnen sind nicht meine Freunde. Und damit meine ich nicht nur die britischen. Nein, allen voran sogar noch die deutschen.

Nachdem ich dann noch einmal den Zug benutzte, weil ich eine Reisgruppe in Hull "abgegeben" habe und eine neue am Folgetag in Newcastle wieder abholen musste, kam ich wegen Zugausfällen, Verspätungen und katastrophalen Irrwegen um 3 Uhr in der Nacht in Newcastle an und war nach 10 Stunden für 233 km echt bedient.

Danach habe ich mir geschworen, nie wieder Kundenanfragen mit Bahnanreise anzunehmen, aber ok, wenn Du es unbedingt möchtest und das Abenteuer liebst, dann kommen wir vielleicht zusammen.

Vor Ort brauchst Du dann auch wieder die Bahn oder den Linien- bzw. Überlandbus. Ich kann nur dringend darauf hinweisen, dass die schottische Idylle nicht unbedingt einen Bahnanschluss bereit hält. Du kommst nicht überall hin wohin Du möchtest, oder es wird sehr, sehr umständlich, wenn Du zwischen Bahn und Bussen hin- und herwechselst. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie man das alles mit seinem Gepäck arrangiert. Für mich wäre das unglaublich stressig und nervig, doch jedem das Seine. Gepäck! Ja, dazu komme ich auch noch.

Besonders interessant wird es, wenn man sich für Ferienhäuser entschieden hat und auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. Hier muss eine 1-A-akribische Planung her, damit man das alles hinbekommt. Du braucht ja schon ein paar Einkäufe, und für Tesco, ASDA und Co. musst Du vielleicht erstmal über den nächsten Munro (schottischer Berg mit mind. 914,4 m Höhe) klettern, weil Dein Feriendomizil zwar hübsch, aber ab vom Schuss liegt.



Die ganz umweltfreundliche Reiseart, es sei denn, man geht zu Fuß, ist der Reisebus. Mancher mag´s nicht glauben, aber da beißt die Maus keinen Faden ab, es ist so. Das Umweltbundesamt hat es bestätigt. Der CO2-Ausstoß ist beim Reisebus in der Tat noch geringer als bei der Bahn. Natürlich musst Du dich dann einer Gruppe anschließen, und ich weiß schon, manch einem stellen sich jetzt die Nackenhaare auf. Oh mein Gott! In einer Herde.... und immer hinterher... völlig angebunden, Gänsemarsch , Lemminge, wie schrecklich! Ich kann nirgendwo so lange blieben wie ich will. Kannst Du schon, dann ist aber der Bus weg.

Spaß beiseite, hier gibt es auch viele Unterschiede, und ich behaupte einfach mal ganz forsch, da kenne ich mich allerbestens aus, denn ich veranstalte seit 33 Jahren Busrundreisen. Dass seit so vielen Jahren immer begeistert Gäste mitfahren und das immer und immer wieder, deute ich als Zeichen, dass da irgendwas richtig sein muss. Und schön. Und gesellig. Und auch nicht immer im Herdentrieb. Alles kann, nichts muss, das ist meine Devise. Klar, wenn wir 3 Stunden in Stirling bleiben und Du möchtest gern 5, dann hast Du ein Problem. Aber wenn Du eine Standortreise wählst, kannst Du doch an einem Tag mitfahren, an dem anderen nicht.

Wichtig und bedeutend ist, dass sich hier z.B. 24 Leute ein Fahrzeug teilen anstatt mit 12 Fahrzeugen jeweils zu zweit zu fahren.

Juchuh, das mit dem Rechnen funktioniert noch!



Stell Dir mal vor, Du hast deinen eigenen Chauffeur, sitzt im bequemen Sessel, schaust Dir durch die Panoramascheiben die Landschaft an und kannst sogar über die vielen hohen Hecken gucken, während Du beim Autofahren manchmal den Eindruck bekommen könntest, das Land bestünde nur aus Hecken. Dann hast Du einen Tourguide, der dir alles mögliche erzählt, was Du wissen und nicht wissen willst. Wird Dir das zuviel, schaltest Du ihn einfach ab. Kopfhörer auf und schottische Musik an. Bestell Dir einen Sekt, Kaffee oder schnödes Wasser und greife in die Süßigkeitenkiste, wenn die Landschaft so zuckersüß an Dir vorbeischwebt. Leider - oder Gott sei Dank - wirst Du natürlich alle Nase lang aus Deinen Träumen gerissen, weil wir an einer schönen Stelle sind, an der wir Dich rausschmeißen. Besichtigung ist angesagt. Auch das noch!!!! War grad´ so gemütlich und das Gespräch mit den Mitreisenden über schottisches Essen und Co. fing gerade an, spannend zu werden.

Du brauchst nirgendwo einen Parkplatz suchen, weil Du immer direkt ins Geschehen gefahren wirst, wobei ich jetzt mal den obersten Teil der Royal Mile ausnehmen muss, denn da passt der Bus schlecht durch. Obwohl, auf der Castle-Esplanade könnte man bequem wenden....



Dein Gepäck landet direkt vor der Hoteltür und muß maximal bis zum Zimmer geschleppt werden.

 

Damit kommen wir zum letzten Thema: Was packe ich ein, um im schottischen Wetter zu überleben?



Das hier oben ist für 2 Wochen definitiv zu viel. Die Flasche links im Bild gehört übrigens nicht mir, ist auch keine Whiskyflasche, sondern ein Feuerlöscher.

Das schottische Wetter gilt ja gemäss perfekt gepflegtem Klischee als eines der gruseligsten überhaupt. Sagt man. Nennen wir es lieber interessant und abwechslungsreich. Zurückblickend auf viele, viele Jahre Reisen in Schottland kann ich ohne rot zu werden behaupten: Die wenigsten Tage davon waren total verregnet. Das Wetter ist also definitiv besser als sein Ruf, aber auch regionsabhängig. Die dort Lebenden werden einen Beitrag dazu im Detail leisten können, wo es sich öfter ausschüttet und wo nicht. Es gilt natürlich zu bedenken, dass die grüne Landschaft und auch die für den Norden oft unerwartete Pflanzenpracht nicht von ungefähr kommt. Es regnet schon dann und wann, oder manchmal öfter, oder auch viel, senkrecht oder waagerecht. Ganz selten aber habe ich erlebt, dass es den ganzen Tag oder sogar mehrere Tage hintereinander ununterbrochen gießt. Gerade an der Küste jagt der Wind die Wolken hin und her und gibt der Sonne immer wieder die Chance, durchzubrechen. Es wechselt einfach furchtbar schnell.

Der Golfstrom hilft auf wundersame Weise, dass man hier nicht erfriert. Suche ihn nicht auf Googlemaps 😉, denn er ist hier keine Erwähnung wert, obwohl er 30x mehr Wasser bewegt als alle Flüsse dieser Welt.


Welche ist die beste Jahreszeit? Ich finde den Frühling schön, Mai/Juni, aber durchaus auch schon ab Mitte April. Ich hatte auch schon schöne Märze (gibt´s das Wort?). Und außer Frühling gefällt mir dann auch ganz besonders der Sommer, der Herbst und der Winter.

Nein, im Ernst, der Frühling ist wunderbar, und es ist egal, ob es mal regnet. Die Pflanzen blühen, Du kannst dich an Rhododenren erfreuen und Fuchsienhecken. Schottland hat in der Tat ein paar tolle Gartenanlagen. Im Sommer kommen fantastische Rosen dazu, ca. im August beginnt die Heideblüte und taucht die Berge in ein magisches Lila. Im Herbst wechseln die Berge ihre Farben, es ist ein magisches Land. Je nach Sonnenintensität wirken sie schwarz, braun, ocker oder rötlich.

Im Winter wächst eine ganz besondere Pflanze, und zwar von oben nach unten. Sie besteht aus winzigen weißen Partikeln. In vielen höher gelegenen Regionen bedeckt sie ganze Landstriche und zwar so intensiv, dass die Menschen sie mit den Autos platt fahren, um ihre Ausbreitung zu verhindern, denn sie setzt sich einfach überall fest. Man nennt sie "Schnee". Ich weiß nicht, ob wir sie noch gut genug kennen, denn bei uns scheint sie schon ausgestorben zu sein.



Es heißt, Du kannst in Schottland alle Wetter an einem Tag erleben. Da haben wir also das Dilemma. Nun musst Du natürlich vom Bade- bis zum Skianzug alles dabei haben. Es gibt aber auch den schönen Begriff des "Zwiebel-Looks". Anstatt hier eine Kleidungsliste zu erstellen, das würde zu weit führen, erzähle ich einfach mal, wie ich es mache, und da sich in Schottland noch nie jemand am Tisch von mir weggesetzt hat, denke ich, ich fange auch nicht an zu müffeln.

1 Paar Jeans anziehen, ein zweites einpacken und ein drittes, falls das erste dreckig ist und das zweite platzt, weil Du zuviel Haggis und Sticky Toffee Pudding gegessen hast. Ich möchte Dir fast garantieren, dass Du das dritte Paar Jeans nicht brauchst. Das mit dem Platzen, das könnte passieren, aber mit dem dreckig werden finde ich es ziemlich schwierig, denn die schottische Luft ist so gut und angenehm, dass man irgendwie nicht dreckig wird. Obwohl, letztens bin ich in Torfmatsche gefallen, da musste ich mir doch glatt noch eine Hose kaufen. Für Frau natürlich ein schrecklicher Gedanke 😉.

Zum Schwitzen Neigende muss ich ausnehmen, da kann ich nichts zu sagen, aber schottische Hotels haben Fenster, wo man in der Nacht mal was zum Lüften dran hängen kann.

Also, besondere Stoffwechsel bedingte "Lasten", die man hat, lasse ich hier außen vor, da musst Du sehen wie es geht.

Reist Du im Winter, packst Du dir eine Strumpfhose, Seidenstrumpfhose oder Leggins ein und ziehst die drunter. Zugegeben, für Männer ist das jetzt nicht die schönste Lösung, aber die frieren ja ohnehin in der Regel nicht so sehr wie wir Frauen.

Dann kommen wir zu den Blusen. Habe ich wirklich "Blusen" gesagt? Sprechen wir lieber einfach über Oberteile, und zwar solche, die nicht knittern, wobei es doch auch völlig egal ist, ob eine Klamotte knittrig ist oder nicht. Wer wird es bemerken?

  • Das Hochlandrind: "Ich kann´s nicht mit ansehen, die Touristen sehen grauenvoll aus."

  • Das Schaf: "Du hast Recht, die hat das Shirt schon den zweiten Tag an."

  • Der Hotelier: Oh my goodness, Sie sehen aber heute ganz schrecklich verknittert aus, so kann ich Sie leider nicht einchecken".

  • Dein Ehemann (ja, das hier ist frauenlastig): "Wollen wir heute Abend ausgehen?"

Nimm für 10 Tage 8 Oberteile mit, am besten T-Shirts kurzärmlig, 10 Schlüppis, 3 BHs, wobei die Männer.... wie gesagt... Und 5 Paar Socken. Da sind die Männer dann auch wieder im Spiel.

Dazu kommt dann eine leichte Strickjacke, drei wirklich leichte Pullis zum über das Shirt ziehen oder über 2 Shirts ziehen, je nach Wetter, oder 2 Pullis übereinander +/- Shirt(s). Wärmere Jacke für alle Fälle. Ist es warm, wickel ich mir die um die Hüften, die sind eh immer kalt, und an der nächsten Ecke, wenn die Sonne gerade weg ist, hast Du sie schnell wieder parat und ziehst sie drüber. Pulli, wenn er zuviel ist, drunter wegziehen, ab in den Rucksack und weiter geht´s.

Regenjacke oder Regencape. Ich persönlich verabscheue Schirme. Sie bleiben eh gern in irgend einem Lokal stehen. Unterhemden? Wenn Du es gewöhnt bist, nimm 3. Wenn es dann tatsächlich besonders kalt ist, ziehst Du T-Shirt, 2 Pullis und Strickjacke übereinander. Du wirst sehen, Du wirst tatsächlich Deine Klamotten (unter normalen körperlichen Umständen) mehrmals anziehen. Und wenn es dann wirklich an etwas fehlt, ich garantiere Dir, es gibt Geschäfte, die haben Shirts, Pullover und Hosen. Und die rufen Dir zu: "Ich bin ein tolles schottisches T-Shirt. Nimm mich mit, ich weiß, Du willst es."

Leichte Mütze ist immer gut, und für gut, also zum Abendessen gehen, nimm meinetwegen 2 Blusen mit, garniere die mit einem schönen Tuch, das nimmt keinen Platz weg und sieht immer nett aus. Vielleicht hat der kleine Laden in Deinem Ort gerade eine passende Brosche mit keltischem Muster auf Lager, sowas wie Claire Fraser in Outlander trägt. Damit machst Du Pluspunkte, zumindest Deinem guten Gefühl.

Du überlegst, ob der gelbe Pulli zu den anderen Sachen passt? Das ist doch komplett egal. Die/Der einzige, die sich darüber Gedanken macht, bist wahrscheinlich Du selbst.



Bleibt noch das Thema "Schuhe". Ich kann sagen, dass ich eine komplette 2-Wochen-Tour mit einem paar bequemer Sneaker und einer Reserve mache, wobei die Schuhe ja nicht zu klein werden, denn trotz jeder Menge Cranachan und Sticky Toffee Pudding nehmen die Füße als einzige nicht zu.

Im Herbst kommen dickere Socken dazu, im Winter laufe ich 2 Wochen in einem paar Stiefel und einem Paar Boots herum. Fertig.

Planst Du einen Wanderurlaub, müssen wir über die Schuhe natürlich nochmal reden.



Ein paar einfache Badeslipper, die das Hotel vielleicht bereit stellt oder die Du aus dem letzten Urlaub hast mitgehen lassen (die sind eh Einweg) nehmen keinen Platz weg und tun im Zimmer gute Dienste.

Zurück komme ich dann mit doppelt so viel, und vielleicht verrate ich Dir mal meine Lieblingsgeschäfte in Edinburgh, an denen ich nie vorbeigehen kann.

Kosmetika: Du findest Schottland schön, obwohl es sich nicht für Dich extra angemalt und gestylt hat. Schottland findet Dich auch schön ohne Schminke. Von mir aus nimm Deine Tagescreme mit, aber nicht alle verschiedenen Töne. Puder von mir aus auch, die Haut ist ja bestimmte Rituale gewöhnt.

Rouge? Kann ich leider nicht mitreden, ob Du es brauchst. Du erblasst ohnehin wieder vor lauter Staunen über die Landschaft, also mach dir gar nicht erst die Mühe mit der Gesichtsfarbe.

Und der Nationaldichter Robert Burns, der sich in viele Frauen verliebt hat, ist doch schon lange tot, also der guckt nicht mehr.

Ein Eyeliner ist mini-klein, passt. Wimperntusche auch. Lippenstift? Überlebt den Sticky Toffee Pudding sowieso nicht.

Haartrockner hat fast jedes Hotel, Shampoo und Seife auch, aber das nehme ich z.B. immer in Minifläschchen mit. Kamm, Bürste, Zahnbürste, Zahnpasta, Deo, 3-poliger Stecker. Ende.

Medikamente nicht vergessen. Glätteisen oder Lockendrehgeräte? Dein Ernst? Es ist oft windig, Deine Frisur wird sich jeden Tag von alleine aufdrehen.



Um Dir packtechnisch Mut zu machen, habe ich folgendes Beispiel für Dich:

Im letzten Dezember waren wir mit 4 Frauen für eine Woche in Schottland. Alle vier in einem kleinen VW Polo. Der Kofferraum packt nicht 4 Koffer, das ist klar. Wir sind mit 4 kleinen Reisetaschen ausgekommen, saßen im Auto auf unseren dicken Jacken, das war schön kuschelig und haben vor Ort alles munter drunter und drüber kombiniert. Was soll ich sagen? Wir haben alle noch unbenutzte Klamotten wieder mit nach Hause gebracht.

 

Als Info für alle, die nicht schlüssig sind, welche Mietwagenkategorie sie brauchen: Es muss bei 2 Personen nicht gleich ein Van sein, es sei denn, Du bist das von Haus aus gewöhnt. Denke daran, dass Du auch eine Rückbank hast, wo man Jacken deponieren und Rucksäcke anschnallen kann.

Dein Geldbeutel wird es Dir danken, denn die Mietwagenpreise sind auch nicht mehr das was sie mal waren. Besonders Automatikwagen bezahlst Du mit einem nicht unbedeutenden Aufpreis. Es muss ja nicht gerade für 4 Personen ein VW Polo für eine komplette Rundreise sein, aber für zwei Personen tut er es allemal.



Denk daran: Der Schotte wählt schon ab Februar seine Sommerkleidung und lässt nicht nur die Socken weg (Schau Dir diese Beine an! Er hat 4, und alle so schön schwarz wie das Fell 😂)

 

In einer weiteren Folge möchte ich Dir erzählen, warum man in Schottland nicht verhungern kann, warum Du manchmal nur "Bahnhof" verstehst und warum Du alles Mögliche im Voraus buchen solltest, allen voran die Unterkünfte. Und natürlich am liebsten bei mir im Reisebüro. Ich hab´s ja gesagt, Zurückhaltung liegt mir nicht.






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