KEIN SCONE AM ERSTEN TAG - IN SCHOTTLAND ANGEKOMMEN

„Enjoy, my sweetheart“.
Ich bin angekommen. In Schottland. Solch einen Satz hört man als Fremde auch wirklich nur auf dieser Insel. Immer wieder stelle ich mir dann vor, ein Kellner in einer Dortmunder Gastronomie würde mir mit „mein Herzchen“ einen guten Appetit wünschen. Ich würde schwer mit mir ringen, ihm eins auf die Mappe zu hauen. Aber hier klingt das einfach schön. Wobei ich dasselbe der Kellnerin gegenüber nicht erwidern würde.
Mein erster Tag verläuft wirklich gut.
Weil sich Eurowings erst zum ersten Flug von Düsseldorf nach Edinburgh Ende Februar durchringen kann, ich aber nicht mehr warten will, entscheide ich mich für die Lufthansa ab Frankfurt.

Und bei der Buchung passiert etwas, wobei ich jedes Mal bei Kunden in Erklärungsnot komme, weil es einfach vollkommen unlogisch ist.
Unser „National-Carrier“ bietet die Business Class für einen schlappen Aufpreis gegenüber der Holzklasse an, da kann ich natürlich nicht nein sagen. Und wenn ich dann noch einen Zug ab Dortmund, in einem speziellen Abteil für Lufthansa-Kunden dazu buche, wird das Ganze nochmal billiger.
Gesehen, auch als Fachfrau nicht verstanden, gebucht.
Um 6:36 h soll der Zug Dortmund-Hbf. verlassen. Sie schafft es nicht, die Deutsche Bahn. Sie schafft es einfach nicht, pünktlich zu sein, aber ich will mal ein Auge zudrücken, denn es sind nur zehn Minuten. Bis Frankfurt Flughafen schafft es der Zugführer, davon eine Minute wieder aufzuholen.
Es reist sich ganz schön in der 1. Klasse, auch wenn ich erwartet hätte, dass außen am Wagon wenigstens auch Lufthansa dran steht, so wie es im Internet so schön gemalt ist.
Am Ende der Fahrt lehne ich eine Ritter-Sport-Schokolade mit Bahn-Logo für lau ab. Bin ich verrückt? Ich lehne Schokolade ab?
Irgendwie bin ich gespannt und denke die ganze Zeit darüber nach, warum überhaupt für eine Flugzeit von einer Stunde und fünfundvierzig Minuten ein Flieger mit Komfortklasse eingesetzt wird. Auf einer Kurzstrecke, na da bleibt man doch gespannt.
Am Ende hätte ich es mir denken können, bin aber dennoch enttäuscht-überrascht, in Reihe sieben genauso eng zu sitzen wie in der Economyklasse. Ein bisschen schöner hätte ich mir die Sitze schon vorgestellt, auch wenn es nicht gleich der Liegesitz mit eigenem Fernseher sein muss.

Zumindest bleiben die beiden Plätze neben mir frei, das ist schonmal was. Und es gibt etwas zu essen, was sogar richtig gut schmeckt. Ich weiß zwar nicht, was es ist, aber es schmeckt. Und vegetarisch ist es auch, das hat geklappt mit der Voranmeldung.
Dann fliegen wir halt so gequetscht vor uns hin, und ich kann nicht umhin, Erinnerungen hervorzukramen. War es nicht unsere gute Lufthansa, die vor mittlerweile schon etlichen Jahren beschlossen hat, uns Reisevermittlern keine Provision mehr für den Flugverkauf zu zahlen? Und alle anderen zogen nach. Jetzt bin ich nicht nur enttäuscht, sondern sauer und nehme mir wieder einmal vor, nicht mehr mit Lufthansa zu fliegen. Natürlich nur, bis dann wieder einmal kein anderer passender Flug nach Schottland angeboten wird, außer beim Kranich.
Ich bin eben doch eine inkonsequente Lusche. „Da machste nix.“
Das Wetter ist schön, ich sitze am Fenster und schaue auf die Erde herab. Die niederländische Küste erscheint unter mir. Vielleicht ist es auch die belgische, das kann ich natürlich nicht wirklich unterscheiden. Auf jeden Fall fliegen wir über den Ärmelkanal. Viele Striche da unten, also Schiffe, denn der Kanal ist wahrhaft viel befahren.
Irgendwann hat mir der Kanal aber doch zu lange Ärmel. Wir sind immer noch über dem Wasser, und ich merke dann doch noch, dass wir längst immer an der englischen Küste nach Norden entlang fliegen, über Hull, Newcastle bis Schottland.
Der Bass Rock kommt in Sicht, dieser bemerkenswerte Vogelfelsen mit der riesigen Basstölpelkolonie. Weiß vor lauter Vogel-Kacke leuchtet er im Meer auf.