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ORKNEY ODER NICHT ORKNEY, DAS IST HIER DIE FRAGE

Nach einer kleinen dienstlichen Runde über Brodie Castle, Inverness und Invergordon übernachte ich in Inverness, da ich nach Kirkwall auf die Orkney-Inseln fliegen möchte.


Die schottische Airline Loganair hat ein überaus schönes Heck mit Tartan des Clan Logan drauf und viele verschiedene Flüge im Angebot, die in der Regel auch stattfinden.

In Inverness übernachte ich nur zwangsweise, da es eben vom dortigen Airport auf die Inseln geht.

Die Orkneys können auch per Fähre z.B. von Scrabster ganz im Norden erreicht werden, doch fehlt mir bei dieser Tour die Zeit dazu und außerdem hatte ich letztes Jahr das Pech, dass zwei Inselverbindungen wegen Sturm gecancelt wurden. Erstaunlicherweise fliegen Flugzeuge dann doch eher durch Wind und Wirbel.

Daher auch die Entscheidung für den Flug. Bei einer längeren Urlaubsreise wäre die Entscheidung anders ausgefallen.

1,5 Stunden dauert z.B. die Verbindung mit der Fähre nach Stromness auf Mainland Orkney, und ich möchte sie sogar als recht preiswert bezeichnen. Je nach Saisonzeit kostet es ca. 20 Pfund pro Strecke (plus PKW-Kosten). Auch wenn der Platzhirsch bei den Fährverbindungen Caledonian MacBrayne ist, so wird man ganz im Norden von North Link Ferries befördert, die übrigens auch die Shetland Inseln bedienen.



Doch zunächst einmal gehört die Nacht Inverness. Genau, sie gehört Inverness alleine, denn ich bin ja am Flughafen. Mit Blick auf die Landbahn, wo einige Loganairs ihre Flügel zur Ruhe gelegt haben, suche ich mir schonmal eine Maschine aus, von der ich denke, dass sie nach Kirkwall fliegen wird.

 

Meinen Leihwagen habe ich am Airport abgegeben, nachdem ich es irgendwie geschafft habe, auf den unbemannten Parkplatz zu kommen, ohne den Code für die Einfahrtschranke genannt bekommen zu haben. Wenn niemand mehr von der Mietwagenfirma vor Ort ist, wirft man den Schlüssel in einen Briefkasten in der Ankunftshalle… und hofft, dass nicht im Nachhinein jemand behauptet, man hätte das Auto geschrottet. Das ist mit der Zusatzversicherung nach deutschem Recht aber auch kein Problem, denn die würde alles ohne Wenn und Aber erstatten, es sei denn, man hat sich auf verbotenen Straßen bewegt und zu viel riskiert.

Zusatzkosten (Einwegmiete) für die Rückgabe an einem anderen Airport fällt in der Regel nicht an, vorausgesetzt, man mietet nicht gerade in London an und gibt den Wagen kurz vor den Orkneys wieder ab.

Nordlichter gab es übrigens wieder nicht oder ich habe sie verschlafen. Das ist alles egal, denn ich komme endlich auf die Orkneys, und nur das zählt. Ich habe ein sehr schönes Hotel empfohlen bekommen und habe mich zudem mit zwei zugewanderten Orcadians, so heißen die Einwohner dieser Inseln, zum Abendessen verabredet. Mit einigen Besichtigungsplänen für künftige Touren im Kopf soll dann der Folgetag absolviert werden.

 

Kann es etwas Schöneres geben, als in freudiger Erwartung auf Neuland am Flughafen zu sitzen und auf den Check-in zu warten? Der Flug wird sogar als on time, also pünktlich, auf der Tafel angekündigt. Und um zu testen, ob die Anzeigetafel auch einwandfrei funktioniert, stellt man direkt 3 Minuten später den Flug auf delayed, also verspätet, um.



Das macht so gut wie gar nichts, denn ich bin hochmotiviert. Und hungrig, denn das Frühstück habe ich statt im Flughafenhotel lieber auf ein schönes Café in Kirkwall verschoben.

 

Der Flug wird als noch mehr verspätet angezeigt. Ich überbrücke das und meinen Hunger mit einem Kaffee und setze mich an mein Laptop, um einen Kundenauftrag für eine Island-Individualreise zu bearbeiten. Es geht doch nichts über praktisches Handeln und perfekte Zeitnutzung. Allerdings sehe ich auch, dass ein anderer Flug, der eigentlich um 7:25 h nach Stornoway auf Lewis&Harris gehen sollte, nun gerade erst um 9.30 h abgefertigt wird. Da steht mir also sicher einiges bevor. Die Mitarbeiter des Flughafens beginnen dann, Verzehrgutscheine zu verteilen. Auch das ist ein Zeichen, dass es so schnell nicht losgehen wird, doch was lange währt, wird endlich gut, die Maschine ist angekommen und wir werden eingeladen. Die Sicherheitsvorkehrungen an Bord dürfen wir uns noch anhören, dann gibt der Pilot durch, dass Schneemeldungen von den Orkneys eingetroffen sind, was den Flug verzögert. Die Stewardess verdreht die Augen, und eigentlich müsste ich jetzt schon ahnen was Phase ist. Kirkwall meldet erneut Sichtprobleme. Es muss weiter gewartet werden. Der Pilot ist mit echt britischem Humor zur Stelle und überzeugt seine Passagiere, dass es doch viel mehr comfortable ist, die Verspätung in der Abflughalle zu genießen statt im Flieger.

Also Treppe wieder an den Flieger, Türen auf und alle raus. Es gibt wieder einen Verzehrgutschein. Da habe ich also schon wieder das Mittagessen auf den Orkneys eingespart. Man muss das einfach pragmatisch sehen.

Genauso handelt dann auch die Airline und sagt den Flug kurzerhand ab.

 

Obwohl natürlich die Sicherheit vorgeht und das alles total einleuchtend ist bin ich hin- und hergerissen zwischen sauer sein und enttäuscht. Ich wollte mich beim Ring of Brodgar in prähistorische Zeiten katapultieren lassen, wollte mich bei Skara Brae davon überzeugen, dass es sich heute doch um einiges komfortabler wohnen lässt als in der Jungsteinzeit, und ich wollte sehen, wie ein italienischer Kriegsgefangener, für den die Orkneys die Hölle waren, sich mit einer Kapelle letztlich ein Stück Himmel geschaffen hatte.

Statt also zu der ersehnten Insel zu fliegen, richte ich mein Laptop-Büro kurzerhand am Flughafen ein und plane komplett um. Drei Tage müssen nun irgendwie anders gefüllt werden, um am besten noch so, dass ich nicht schon wieder dasselbe sehe wie bei vielen anderen Touren auch. Und Inverness gehört dabei nicht zu meinem Sehnsuchtsziel, denn diese Stadt mag ich einfach nicht. Es ist ja durchaus möglich, dass ich dort Wohnenden Unrecht tue, weil es sich dort vielleicht gar nicht so schlecht leben lässt, aber ich betrachte Landschaften, Regionen und Städte mit dem touristischen Auge, und dem wird hier leider wenig bis nichts geboten.



Als Ausgangsbasis für Unternehmungen zum Loch Ness, dem berühmten Schlachtfeld von Culloden, zur etwa 4000 Jahre alten Megalithanlage Clava Cairns oder zum interessanten Cawdor Castle ist es ideal gelegen, doch das Stadtbild selbst ist keine touristische Besonderheit. Auch wenn ein Spaziergang über die Ness-Inseln im gleichnamigen Fluß hoch beworben wird, ist das nicht das erste Ziel eines Schottland-Neulings, der sicherlich ganz andere Vorstellungen im Kopf hat.

 

Meine Planänderung steht nach etwa 15 Minuten. Klappe zu, Affe tot, bzw. Laptop zu, Orkneys gecancelt.

Auch wenn ich also für diesen Bericht nichts Sehenswertes im Gepäck habe oder wunderprächtige Bilder bieten kann, so ist das Erlebte doch ein Hinweis an alle Schottlandreisenden, vor allem die „Neulinge“, dass man mit so etwas leider immer rechnen muss. Man benötigt ein gutes Maß an Flexibilität und Geduld, und das liegt nicht an diesem Land, sondern an der Reiseart, die eben sehr individuell und nicht pauschal abgesichert ist. Es tut meines Erachtens jeder gut daran, hier einen professionellen Ansprechpartner und Organisator an der Hand zu haben, der schnell reagieren und umplanen kann, damit man sich damit im Urlaub nicht auch noch befassen muss. Stattdessen geht man lieber eine Runde spazieren oder gönnt sich ein leckeres Gebäck mit Tee und lässt organisieren.

Natürlich gibt es auch im Privaten echte Orga-Profis, doch immer wieder höre ich auch von Menschen, die von einer Schottlandreise träumen, doch ist der erste Hemmschuh schon der, dass viele sich nicht recht ans Englische trauen und nicht wirklich gut abschätzen können, welche Strecken machbar und sinnvoll sind.

So, nun aber genug der Werbung. Habe ich „Werbung“ gesagt? Ach was, das sind doch alles nur Ratschläge am Rande.

Auf nach Edinburgh mit dem Zug. Der fällt bestimmt nicht aus und geht pünktlich.

Warten wir´s mal ab….



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